Stephan: Moin Birger! Die meisten unserer Kunden kennen Dich sicher aus der FISCH & FANG und dem RAUBFISCH. Wie kamst Du eigentlich zu diesen beiden Magazinen und was hast Du vorher gemacht?
Birger: Hi Stephan! Meinen jetzigen Job habe ich tatsächlich zum großen Teil dem Zufall zu verdanken. Eigentlich stand ich kurz vor dem Examen in Sportwissenschaften an der Uni in Göttingen, als mich Henning Stühring anrief und fragte, ob vielleicht ein Volontariat bei FISCH & FANG etwas für mich wäre. Wir kannten uns schon ein bisschen, damals hatte ich, als armer Student, den einen oder anderen Artikel bei der FISCH & FANG abgegeben und einen Film mit Benny Dittmann gedreht. Mit so einem Anruf hatte ich natürlich nie gerechnet und erstmal gar nichts dazu gesagt, lediglich gefragt, ob ich morgen nochmal anrufen könnte. Ich hatte das einer Freundin in der Uni damals erzählt, die war fassungslos: „Alter bist du bescheuert? Ruf da sofort an!“ Naja, jetzt bin ich hier, habe allerdings mein Studium ganz normal beendet, auch wenn ich heute nicht mehr viel mit den Sportwissenschaften zu tun habe.

Stephan: Wie müssen wir uns Deine Arbeitswoche als Redakteur vorstellen und was macht am meisten Spaß und was magst Du eher nicht?
Birger: Meine Arbeit ist sehr vielfältig und auch recht unkonstant. Ich habe natürlich ganz normale Bürozeiten, in denen ich Artikel redigiere, selber schreibe oder sonstige Heftrubriken betreue. Da habe ich meine festen Aufgaben, die zu einer bestimmten Deadline fertig werden müssen, sonst gibt es leere Seiten im Heft. Dazu kommt ja mittlerweile noch der Filmschnitt, der ebenfalls einen erheblichen Teil meiner Bürozeit ausmacht. Nur: Diese Filme machen sich nicht von alleine, also müssen wir auch regelmäßig raus und drehen, fotografieren, Autoren begleiten. Das ist eher der unkonstante Teil des Jobs, denn letztlich geht es um Fische und die sind schwer berechenbar. Neben guter Beißerei spielen dann noch Wetterfaktoren eine Rolle, die auch zum Filmen gut sind, entsprechend schwierig wird hier eine Planung. Manche werden jetzt schmunzeln und sagen: „Den Job hätte ich auch gern, angeln fahren und dafür bezahlt werden“. Wer allerdings mal mit Uli Beyer im Juni eine Woche auf dem Volkerak gedreht hat, sieht das anders. Da können die Tage schon mal lang werden. Um 4 Uhr geht es raus aufs Wasser und um 23 Uhr wieder zurück, wenn man Glück hat, und es beißt mittags nicht so gut, macht Uli auch mal eine Stunde Pause zwischendrin. Und hier geht es nicht darum, in dieser Zeit irgendwie selber zu fischen, sondern konzentriert über mehrere Tage einen Film zu drehen. Danach bin ich schon ganz schön fertig. Das ist definitiv anstrengender, als eine Woche im Büro. Das Gesamtpaket macht aber nach wie vor Spaß und bietet reichlich Raum für Kreativität, das weiß ich sehr zu schätzen.
Stephan: Du kommst durch deine Arbeit ja viel rum und siehst viele Gewässer und auch unterschiedliche Länder. Welcher Trip hat sich besonders bei Dir eingespeichert?
Birger: Die Auslandsreisen sind natürlich immer ein Highlight, da muss ich nicht um den heißen Brei reden. Es sind sicher auch Ziele dabei, die ich privat so nie angefahren wäre. Eines davon war sicherlich der Dschungel-Trip nach Venezuela zum Peacock und Payara-Angeln. Vorher hat man echt null Ahnung, was einen dort erwartet, soll aber eine sinnvolle Köderbox zusammenstellen – das kann ja nur schief gehen. Schlimmer war aber noch unsere missglückte Anreise: Interkontinentalflug in Lissabon verpasst, dadurch auch den Inlandsflieger in Venezuela, der startet nämlich nur zwei Mal pro Woche. Also hieß es, 1300 Kilometer durch Venezuela mit dem Auto zurückzulegen, was knapp 24 Stunden gedauert hat. Da der Trip nur auf eine Woche festgelegt war, fehlten am Ende einige Angeltage, bzw. waren nur noch zwei Angeltage übrig. Aber wenn dann die fluogelben Gummis exzellent funktionieren, weil die noch nie jemand vor einem in den Orinoco geworfen hat, ist das alle Mühe wert.
Ganz nebenbei: Wir treffen ja auch immer einheimische Angler und Guides. Und das ist wirklich interessant, denn in Gesprächen mit den Jungs vor Ort zeigt sich, dass Angler auf der ganzen Welt sehr ähnlich über das Angeln und die Fische nachdenken. Beißzeiten, Wetterabhängigkeiten und Unlust der Fische herrschen überall, da decken sich die Erfahrungen eins zu eins mit denen aus Deutschland. Nicht nur unsere Zander sind zickig, das könnt ihr mir glauben. Und selbst der Indio im Dschungel sieht in die Köderbox und pickt zielgenau die besseren Köderfarben heraus. Manchmal wird ja über deren Bedeutung diskutiert, aber weltweit wissen auch sehr einfach ausgestattete Angler, dass es bessere und schlechtere Köder gibt, und dass Köderfarben sehr wichtig sind.

Stephan: Auf welchen Fisch angelst Du am liebsten und warum?
Birger: Interessanter Weise bleiben die heimischen Fischarten in meiner Beliebtheitsskala ganz oben, egal wie tolle und exotische Fische man sonst noch fängt. Aber das ist auch logisch, denn wie soll man es einordnen, wenn man zum Beispiel nach etwa einer Stunde Angelzeit einen 80 Zentimeter langen Payara im Orinoco fängt? Bin ich jetzt ein Glücksritter, oder ist es eher ein Durchschnittsfisch? Ohne das Wissen um die Verhältnismäßigkeit, lässt sich der Fang immer schlechter einschätzen. Einen 50 Zentimeter langen Barsch weiß ich dagegen sehr wohl einzuschätzen, den fängt man eben nicht täglich (was ja auch gut so ist). Nach dem Fisch ist erstmal drei Tage Dauergrinsen angesagt. Müsste ich eine Rangfolge erstellen, ständen Zander und Barsch ganz oben, darauf folgt ganz eng Hecht und Wels. Mit Forellen und Rapfen habe ich es etwas weniger eng, aber die Abwechslung muss schon sein. Nur Zanderangeln, da bekommt man irgendwann einen Knall …
Stephan: Kannst Du auch noch ganz privat Deinem Hobby nachgehen oder geht das nicht mehr, weil Du dann doch immer wieder an eine Story denkst oder ganz spezielle Sachen ausprobieren willst, um darüber zu berichten?
Birger: Interessanter Punkt, über den ich selber viel nachdenke. Aber ich versuche, ganz bewusst Hobby und Beruf manchmal zu trennen und gehe sogar ganz ohne Kamera los. Klar, dadurch sind schon einige schöne Fische unfotografiert geblieben, aber was solls. Es geht in dem Moment auch nicht um das Foto, sondern um das Angeln, und das mache ich für mich, nicht für die Anerkennung anderer oder um später damit zu protzen. Ich zeige generell nur einen Bruchteil meiner Fänge in der Öffentlichkeit, wie etwa bei Facebook, aber auch in unseren Heften. Denn alles, was man so als Redakteur macht, wird genau verfolgt, Angelplätze und Gewässer werden ausgekundschaftet. Und es gibt nunmal viele Dinge, die ich mir hart erarbeitet habe, die ich entsprechend nur mit sehr wenigen guten Freunden teile. Davon landet dann auch nichts im Heft. Aber klar, eine gewisse Überschneidung lässt sich nie vermeiden und viele gute Ideen für Filmdrehs entwickeln sich während privater Angeltouren.
Stephan: Hast Du neben dem Angeln noch andere Hobbies und Interessen?
Birger: Nach wie vor mache ich selber gerne Sport. Wenn möglich, gehe ich etwa vier bis fünf Tage pro Woche ins Fitnesstudio oder laufe draußen. Durch die unregelmäßigen Dienstreisen sind aber immer wieder Unterbrechungen darin, sodass wohl nie mehr ein Spitzensportler aus mir wird. Man kann eben nicht zwei Hobbys intensiv betreiben, aber verzichten möchte ich auch auf keines von beiden. Und außerdem ist es manchmal wichtig, sich mit Leuten zu treffen, die nicht über das Angeln reden, sonst sind wir wieder bei der Sache mit dem Knall …
Stephan: Werden wir nach Deiner Einschätzung in 5 Jahren Angelwettkämpfe in Deutschland haben und wird selektive Entnahme oder gar reines Catch & Release auch ganz offiziell salonfähig werden?
Birger: Ganz ehrlich: nein. Dazu muss man ganz klar sagen, dass die angelpolitische Situation in Deutschland sehr verschieden zu der im Ausland ist, alleine schon historisch begründet. Das Recht auf den Fischfang wird hierzulande der Bevölkerung ja nur zugesprochen, damit man sich mit Fisch selbstständig versorgen kann. Möchte man die Fische nicht essen, die man fängt, gibt es laut unserer Gesetze nunmal keinen weiteren sinnvollen Grund, Angeln zu gehen. Der Freizeitgedanke und die Erholung des Anglers in der Natur steht nunmal deutlich unter dem Gedanken des Gesetzgebers, Haken würden Fische nur unnötig quälen. Das ist im Ausland genau anders herum. Und ob sich genau dieser Punkt hier je ändern wird, wage ich zu bezweifeln. Zu schwach ist die Anglerlobby (die sich ja selbst leider zu sehr an den Kragen geht), zu stark ist die Naturschutz-Lobby. Ich befürchte sogar eher, dass das Angeln lieber ganz verboten wird, statt Catch&Release offiziell zu erlauben. Bevor Angler in dieser Hinsicht also öffentlich selbst tätig werden, und sich ohne sinnvolle Strategie oder gesetzliche Grundlage das C&R bewerben möchten, sollten sie vielleicht manchmal lieber die Klappe halten. Das sehr extreme öffentliche zur Schau stellen des C&R verursacht leider oft mehr Schaden, als es nützt. Und mal unter uns: Wen interessiert es denn, wenn ich um 23 Uhr am Rhein stehe, einen Zander gefangen habe, aber entscheide, dass mir der zu groß zum Essen ist? Weder ist es in diesem Moment und mit diesem Argument verboten, ihn zurückzusetzen, noch interessiert es überhaupt jemanden. Und dann ein Gedankenanstoß an alle militanten C&R-Angler: Versuch mal einer nichtangelnden Person zu erklären, dass man vorsätzlich losgeht, um Fische zu fangen und danach zurückzusetzen. Es werden von der nichtangelnden Person schnell Fragen auftauchen, die man kaum rational erklären kann, ohne sich der Tierquälerei zu beschuldigen.
Ich finde, dass der Weg ein anderer sein sollte: Weg vom Extremen, hin zum Selberdenken. Ein Angler sollte im Moment des Fanges entscheiden dürfen, ob er diesen Fisch jetzt essen möchte oder nicht. Die Grundintention bleibt aber, Angeln zu gehen, um auch mal einen Fisch zum Essen entnehmen zu dürfen. Und dafür muss man sich als Angler auch nicht vor anderen Anglern schämen.

Stephan: Wenn Du Dir nur 5 Köder aus unserem Sortiment für Deine Hausgewässer aussuchen dürftest, welche wären das und was kannst Du zu den Ködern und deren Einsatzgebieten sagen?
Birger: Wie viele ja wissen, bin ich generell sehr Gummifisch-affin. Zwar nutze ich recht viele Methoden, fische aber den Großteil des Jahres mit Weichplastikködern, beschränken wir uns also auf diese. Nehmen wir als aktuelles Hausgewässer mal den Mittelrhein bei Koblenz, da muss folgendes dabei sein:
Lunker City 7″ Fin-S Fish in den Farben Bunker oder Arkansas Shiner.
Den fische ich für die Chance auf Großzander vor allem bei leichtem Hochwasser oder in der Dämmerung bzw. nachts. Der Köder ist allerdings nicht so groß, dass man damit einen 60er Zander stehen lässt, was beim 10″ Fin-S Fish der Fall wäre. Die große Version kommt nur an die Angel, wenn ich XXL-Zander erwarte.
Lunker City 3.75″ Swimfish in der Farbe Baby Bass.
Den habe ich übrigens immer dabei, die feinen Farben des Swimfish sind vor allem in klaren Gewässern super, Baby Bass ist vor allem für Hecht und große Barsche prima. Und der Köder lässt sich super werfen, das ist für Uferangler immer interessant.
Bass Assassin 4″ Walleye Assassin in Salt & Pepper Silver Phantom CT und diversen anderen Farben.
Der darf vor allem dann nicht fehlen, wenn die Barsche unterwegs sind. Auf keinen anderen Gummi habe ich mehr Großbarsche gefangen.
Bass Assassin 7″ Shad Assassin in Opening Night.
Unscheinbarer Köder, aber der Pintail lässt sich gut in harter Strömung kontrollieren und dieses leichte Lila ist ein Zandermagnet.
Lunker City 4.5″ Shaker von Lunker City in diversen Farben.
Viel Aktion, schlanke Silhouette. Den Köder kann man immer einhängen, wenn man nicht genau weiß, was gerade geht.
Stephan: Danke fürs das Interview, wir wünschen dir eine tolle Raubfischsaison und hoffen, dass du auch weiterhin ein zufriedener Kunde bleibst.